Auch die fünfte Runde des WM-Finales geht mit einem Remis aus. Diesmal gelang es Gelfand verblüffend einfach, mit Schwarz den Ausgleich zu erzielen, DJEM-Trainer Thomas Trella sagt deshalb voraus: "Leicht wird es für Anand nicht."

WM-Finale 2012, Viswanathan Anand - Boris Gelfand, Moskau.
Runde 5 (PGN-Download)


1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 e5
Genauso wie mit Grünfeld-Indisch in der ersten Partie, überrascht Gelfand mit einer für ihn mehr oder wenigen neuen Eröffnung (seine letzte Sveshnikov-Partie spielte er vor etwa zehn Jahren). Normalerweise gilt er als Experte für die Russische und die Najdorf-Verteidung.

6. Sdb5 d6 7. Lg5 a6 8. Sa3 b5 9. Sd5
(Alternativ wird hier 9. Lxf6 gxf6 10. Sd5 gespielt, die entstehenden Stellungen sind m.E. komplexer als die Partiefortsetzung.)

9... Le7 10. Lxf6 Lxf6 11. c4

Anand wählt hier wieder einmal - im Gegensatz zu seiner oft scharfen, dynamischen Spielanlage - ein vergleichsweise ruhiges Abspiel. Diese Variante kommt in der letzten Zeit zwar recht häufig aufs Brett, verspricht Weiß aber eigentlich wenig Hoffnungen auf Vorteil. Die Schwäche der Felder d6 / d5 wird durch die schwarze Läuferaktivität und die Kontrolle des Feldes d4 kompensiert.

11... b4 12. Sc2 O-O 13. g3
(Die Annahme des kurzzeitigen Bauernopfers ist nicht gut, da der Weiße noch zu schlecht entwickelt ist. 13. Scxb4 Sxb4 14. Sxb4 Db6 15. Sd5 [15. Sd3 Dd4 16. f3 Tb8 17. Dd2 Lh4+ 18. g3 Ld8 19. Dc3 De3+ 20. Le2 Le6] 15... Dxb2)

13... a5 14. Lg2 Lg5 15. O-O Le6 16. Dd3 Lxd5
Für gewöhnlich wird die Spannung hier noch etwas aufrecht erhalten, aber Gelfand hat die Stellung höchstwahrscheinlich zu Hause vorbereitet und wickelt durch den Textzug in eine ziemlich ausgeglichene Stellung ab.
(16... Db8 17. f4 Ld8 Der weiße Springer auf d5 steht zwar sehr gut, aber irgendwo auch im Weg. Sobald er allerdings wegzieht, kann der Läufer auf d8 über b6 zu schwarzen Gunsten ins Spiel eingreifen.)

17. cxd5
Weiß besitzt etwas Raumvorteil, aber die Läufer sind ungleichfarbig - der schwarze Kollege auf g5 hält Weiß davon ab, die offene c-Linie zu besetzen.
(17. exd5 Sb8 18. c5 dxc5 19. Tfe1 Sd7 20. d6 Tc8)
(17. Dxd5 Dc7 18. Tfd1 Tfd8 19. Dd3 Tab8 Die Bauernschwäche auf d6 kann leicht überdeckt werden, während beide Seiten wenig Fortschritte machen können.)
 
17... Sb8 18. a3 Sa6 19. axb4 Sxb4 20. Sxb4 axb4
Das Remis ist hier nun kaum noch zu vermeiden. In vielen Fällen kann der Schwarze sogar den b-Bauern abgeben und trotzdem Ausgleich erlangen. In ungleichfarbigen Läuferendspielen ist das Material nicht ganz so entscheidend; vor allem kann der schwarze Läufer auf der Diagonale a7-g1 unangenehmen Druck gegen f2 ausüben, was dem Weißen im Gegenzug verwehrt ist.

21. h4 Lh6 22. Lh3
(22. Dc4 Viele Kommentatoren (oder deren Programme) schlugen während der Partie Db6 vor, aber nach 23. Dc6 Tab8 24. Tfd1 Tfc8 25. Dxb6 Txb6 26. Lh3 Tcb8 27. b3 g6 ist immer noch nicht viel zu holen.)

22... Db6 23. Ld7 b3 24. Lc6 Ta2 25. Txa2 bxa2 26. Da3 Tb8 27. Dxa2
Nach Dxb2 würde sich zu viel Material getauscht haben, der Weiße könnte keine Fortschritte mehr machen (die einzige schwarze Schwäche auf d6 ist problemlos deckbar). Im Vergleich zu seinen bisherigen Schwarz-Partien hat Gelfand hier verblüffend einfach Ausgleich erreicht, leicht wird es für Anand also nicht.
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